Mundgesundheit perinatal und bei Kleinkindern
Einführung
Frühkindliche Karies (ECC) ist eine sehr häufig auftretende bakterielle Entzündung und multifaktorielle Krankheit, die sich durch den deutlichen Verfall der Zähne bei Kindern von sechs Jahren oder jünger charakterisiert. Zahnkaries ist die einzige häufigste chronische Kinderkrankheit und ihr Auftreten ist seit kurzem bei Kindern von zwei bis fünf Jahren weltweit im Anstieg, wodurch diese Altersgruppe für die FDI ein vorrangiges Aktionsfeld wird.
Die Mundgesundheit des Kindes beginnt im Mutterleib. Schlechte Mundgesundheit und Unterernährung während der Schwangerschaft könnten zu Frühgeburten oder niedrigem Geburtsgewicht, Störungen bei der Zahnschmelzbildung und eine Prädisposition zu frühkindlicher Karies führen. Die Bakterien, die zur frühkindlichen Karies beitragen, werden leicht von Eltern/Betreuern auf das Kind übertragen. Wenn sie nicht behandelt wird, kann frühkindliche Karies zu Schmerzen und Entzündung sowie Schwierigkeiten beim Essen, Sprechen und sogar Lernen führen. Diese Schwierigkeiten können Auswirkungen auf die kognitive Entwicklung, die Schulreife und das Selbstvertrauen haben und die kindliche Lebensqualität reduzieren. Die Auswirkungen der frühkindlichen Karies, einschließlich eines deutlich höheren Risikos von Karies im Wechselgebiss und bei bleibenden Zähnen, halten oft bis ins Erwachsenenalter an.
Stellungnahme
Kinder bis drei Jahre stehen durch ihre Abhängigkeit von Eltern und Betreuern einzigartigen Herausforderungen an die der Mundgesundheit gegenüber. Mundgesundheit perinatal und bei Kleinkindern sind wichtige Aspekte für frühzeitiges Handeln, die Verhaltensänderungen erleichtern und für gute Mundgesundheit, erfolgreiche Kariesprävention und Behandlung von Munderkrankungen sorgen. Konzertierte Bemühungen von Eltern, Schulen, Gesundheitsministerien und sonstigen Ansprechgruppen zur Reduzierung des Zuckerkonsums in jeglicher Form sollten erfolgen.
Präventive Maßnahmen zur Mundgesundheit perinatal und bei Kleinkindern um frühkindliche Karies wirksam zu reduzieren beinhalten:
- Eltern sowie ärztliche und zahnärztliche Versorger über die Bedeutung der Zahnpflege während der Schwangerschaft und die Sicherheitsbelange bei Schwangerschaft, wie etwa über Exposition von Substanzen oder Krankheiten, die eine zerstörende Auswirkung auf die Zahnbildung des Fötus haben können, aufzuklären.
- Ärzte, Zahnärzte und sonstige Versorger über die Bedeutung der elterlichen Mithilfe und Verhaltensänderungen bei der präventiven Zahnpflege aufzuklären, die mit dem Durchbruch des ersten Zahns oder spätestens im Alter von einem Jahr beginnen sollte.
- Die Integration von ärztlichen, zahnärztlichen und anderen Versorgungsdiensten zu fördern, die es den Versorgern ermöglichen, kollaborative Bemühungen mit Privatpersonen, Familien, Gemeinden, Behörden und Regierungen anzuregen, um leicht zugängliche und regelmäßige Mundgesundheitsinformationen und -dienste gezielt für Schwangere, Säuglinge und Kleinkinder anzubieten, insbesondere in gefährdeten Bevölkerungsgruppen, da diese erhöhte Risiken von Ungleichheiten bei der Mundgesundheit besitzen.
- Interprofessionelle Ausbildung und Zusammenarbeit zur Verbesserung der Qualität und des Zugangs zur Versorgung in unterversorgten Gebieten, sowohl in Entwicklungsländern als auch entwickelten Ländern, zu unterstützen. Da Säuglinge und Kleinkinder eher regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen und Impfprogrammen gebracht werden, als zu präventiven Zahnarztbesuchen, könnten übergreifend geschulte Ärzte oder Krankenpfleger bei solchen ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen in der Lage sein, ein erstes Ermessen der Mundgesundheit vorzunehmen und Beratungen für eine jüngere Altersgruppe anzubieten.
- Individuelle Risikobewertung, vorausschauende Beratung und Selbstmanagementziele als Teil der Diagnose und der Behandlungsplanung in ein „Modell für ein Krankheitspräventionsmanagement“ zu integrieren.
- Staatliche Kontrollsysteme spezifisch für Milchzahnkaries bei Klein- und Vorschulkindern (null bis fünf Jahre) in allen Ländern einzurichten.
Die Prävention und Behandlung frühkindlicher Karies kann in den verschiedensten Strukturen der ärztlichen Grundversorgung durch jede auf Pädiatrie qualifizierte medizinische Fachperson, einschließlich Zahnärzte oder Allgemeinärzte, durchgeführt werden. Die Versorger sollten eine klinische Untersuchung durchführen, einschließlich Feststellung des Kariesrisikos, Prophylaxe mithilfe von Zahnbürsten, Behandlung mit Fluoridlack und risikoangepasste Begleitung. In Anbetracht der wichtigen Rolle von Fluorid in der Kariesprävention sollte die vorausschauende Begleitung eine Unterweisung in richtiges Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta enthalten. Bei Kindern unter drei Jahren sollte die Zahnpastamenge nicht größer als ein Reiskorn und bei Kindern zwischen drei und sechs Jahren nicht größer als eine Erbse sein. Kinder sollten Wasser mit einem Fluoridgehalt von 0,4 bis unter 1,0 ppm trinken, um das Risiko einer Zahnfluorose zu mindern, aber gleichzeitig die schützende Wirkung zu maximieren. Die vorausschauende Beratung sollte auch die Einrichtung eines „medizinischen/zahnmedizinischen Zuhauses" beinhalten und auf der Grundlage der Kariesrisikobewertung die Beratung von Selbstmanagementzielen für die Eltern/Betreuer und das Kind vorsehen. Selbstmanagementziele sollten patientenorientiert und auf individuelle Risikofaktoren einer Munderkrankung zugeschnitten sein, einschließlich Familienglauben und Ernährungsgewohnheiten, Flaschenernährung, Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta und der Bedeutung gesunder Babyzähne.
Soweit möglich sollte pädiatrisches Fachpersonal spezifisch in pädiatrischer Mundgesundheit geschult werden. Die besonderen Anforderungen an die Mundgesundheit von Müttern, Säuglingen und Kindern sowie die besonderen Rechte durch die UN Menschenrechtscharta stehen an erster Stelle und sollten berücksichtigt werden. Die Zukunft unseres Berufs liegt in der Integration der Mundgesundheit in die Primärversorgung durch einen interprofessionellen und disziplinübergreifenden Ansatz und ist für unseren Erfolg unerlässlich. Ärzte und Zahnärzte sollten, gemeinsam mit der Regierung, den Gesundheitsämtern und den Medien, allergrößte Anstrengungen unternehmen, um Patienten, Eltern und Betreuer über die Grundsätze der Mundgesundheit bei Kindern in kulturell und sprachlich angemessener Weise aufzuklären, da Mundgesundheitskompetenz letztendlich den besten Weg zu einer Chancengleichheit in der Gesundheit darstellt.
Literaturnachweise
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